In Herrn Wilhelms Eckzimmer - 2012

Annette Sense und Aviva Ronnefeld aus Berlin entwickelten die folgenden Arbeiten als Handlungsmöglichkeiten und Antworten auf ihren nervösen, urbanen Alltag in einer alles ökonomisierenden Welt.

Sense arbeitet ortsspezifisch und raumbasierend, Ronnefeld als Malerin.

Gezeigt wurde im Salon Frykberg - Berlin und Variationen in Herrn Wilhelms Eckzimmer - in Solothurn CH.

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Inselartige Installationen von Sense erzählen über die Vielfältigkeit des Menschseins und ihr subjektives Verschobensein.
Die Inseln selber sind Bilder im Raum, silberkarierte Malerei auf grünem Grund, auf denen Objekte ihren geschützten Ort gefunden haben.

Ein Rudel Schirmkappen, personalisiert durch aufgestickte Textfragmente, behandeln das Thema der Individualität und das Recht zur Differenz und sie beginnen jeweils mit: "Ich bin..."

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Ich bin…ein hinreissender Maniker, der in seiner prallen und unmittelbaren Vitalität mitten in eine erstarrte Normalgesellschaft hineinplatzt. Ich sage trotz meines Grössenwahns ganz hemmungslos die Wahrheit, so wie es Kinder manchmal tun, und ich entlarve damit plötzlich auf eine spektakuläre Weise die Verlogenheit meiner Mitmenschen.

Ich bin…ein ehrgeiziger, eitler und aalglatter Erfolgsmensch. Als Dementer wirke ich zum ersten Mal in meinem erwachsenen Leben hilfsbedürftig, empfindlich und zugleich auch erstmals wirklich echt und anrührend.

Ich bin…eine schrille Gestalt, die sich selbst und andere immer wieder nachhaltig beunruhigt. Ich bin gar nicht normal und auch nicht krank.

Ich bin…ein erschütternd Depressiver, der angstvoll ins existenzielle Nichts starrt. Ich kann meinen Blick nicht abwenden von auswegloser Schuld, von existentieller Bedrohung, von hoffnungsloser Angst. Über mich hinweg tanzt eine Gesellschaft am Rande des Abgrunds, welche blind ist für die wirklich wichtigen Fragen.

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Individuals, Holzplastiken aus Stäben und amorphen Kopfteilen erscheinen nur auf den ersten Blick wie idente Utensilien. Als Plastiken stehen sie auf dem Boden der Tatsachen, auf dem Boden des Ateliers.

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Gerahmte TextGrafiken, an die Inseln angelehnt, berichten über mannigfache Innensichten und Übersichten bis hin zu Einsichten eines seltsamen Typen namens Robert.

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Dass Kopfbedeckungen nicht nur Ausdruck von unterschiedlicher Identität sind, sondern ursprünglich eine Schutzfunktion haben, wird beim Betrachten der Sieben Mützen für die dicken Mädchen klar. Hier wird nicht nur die vielleicht als deviant empfundene Trägerin der Mütze geschützt, sondern der Schutz erstreckt sich auf die Mütze als solches, verpackt mittels Gips und Enkaustik.

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Figurative Malereien und gemalte Alltagsmails auf Leinwand von Aviva Ronnefeld.

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